Matthias Brodkorb verfasste eine interessante Zusammenfassung und Analyse zu einem heiklen Themas auf Endstation Rechts. Insbesondere die “Breitseite”, die Wolfgang Benz von “Islamkritischer” Seite entgegenschlug und -schlägt, fiel mir hierbei auf.
Mir schlägt ein unglaublicher Hass entgegen
Es hat auch nichts mehr mit Kritik zu tun, was da nach Broders erstem Erguss durch die Blogs und Feuilletons herumschwappte, und es ist auch nicht das erste mal, dass vergleichbares passiert.
Insbesondere die "Enthüllung" um Bosl auf der Achse des Gutmenschen hatte mir gezeigt, mit welchen Bandagen da überhaupt ‚gekämpft‘ wird – es geht nicht einfach um einen inhaltlichen Diskurs, bei dem die Achsenmächte – möglicherweise – überzeugen könnten, sondern um den Versuch der gezielten Demontage von unliebsamen Personen mitsamt ihren unliebsamen Thesen.
Jeder kämpft hierbei offenbar mit den ihm zur Verfügung stehenden Waffen. Glücklicherweise kämpfen Broder & Co. nur mit der spitzen Feder – deren Fans jedenfalls schleifen ihre Feder zur kleinen Stichwaffe. Na hoffentlich lullen die Achsenmächte nicht auch noch die JDL ein.
Broder denkt ja auch gar nicht an die Rente, im Gegenteil. Er legt nach und nach nach bzw. schlägt weiterhin um sich. Das ist sein gutes Recht, denn mittlerweile ist seine Form der “Kritik” Gegenstand der Kritik. Zurecht, wie ich finde. (Später mehr)
Nun schlägt Benz aber tatsächlich Hass entgegen. Sicherlich nichts Extremistisches, was man es von der JDL oder von radikalisierten Salafiten erwarten könnte, eher findet ein versuchter Frontalangriff gegen seine Reputation statt, ausgehend vom Heini, was z.B. auf PI die erwünschte Wirkung erbrachte.
Nun ist es aber so, wie Benz sagt:
Tatsächlich erfahre ich keine fachliche Kritik und bekomme wissenschaftlich sehr viel Zuspruch. Aber als Person schlägt mir ein ganz unglaublicher Hass entgegen, weil meine Meinung unerwünscht ist.
Dass Benz so viel Hass entgegenschlägt, verdeutlicht übrigens eines ganz besonders: Diejenigen, die sich angesprochen fühlen, wenn der Hass hinter ganz spezieller “Islamkritik” aufgezeigt wird, können ihren Hass nur schwer zügeln – und für genau diese ist es eben auch dann schwer, wenn es um den Islam geht – womit eigentlich klar sein dürfte, dass die "Islamkritik in Anführungszeichen" fernab einer sachlichen Auseinandersetzung verortet ist, sondern stark ideologisch geprägt ist. Da geht es sicher auch um die Deutungshoheit. Darum, das sprichwörtliche "Heft des Handelns" in Sachen Gesellschaftskritik in der Hand zu behalten.
Natürlich, und das ist kein Widerspruch: Bei Islamisten ist es ähnlich. Daher gibt es ja auch berechtigte Kritik.
Nur welches Ideal hierbei angestrebt wird, ist die Frage. Wer übt Kritik, in welcher Form, und zu welchem Zweck? Das Ideal vieler Islamkritiker, die selbst einen Islamischen Background haben, wird schnell deutlich, da weiß man, wohin die Reise gehen soll. Bei anderen nicht wirklich. Ich habe gerade Broders Kapitulation zum Lesen hier, um wenigstens seinen in Witz verpackten und eingehübschten Zorn ein wenig nachvollziehen zu können, aber nach einem Drittel bin ich Lesensmüde, noch nicht wirklich schlauer als vorher und sehe seine Einleitung sogar bestätigt. Es liest sich beinahe wie ein religiöses Buch ohne Anfang und Ende, massenhaft unterschiedliche Geschichten werden nahtloslos aneinandergereiht, vom Selbstmordattentäter im Irak bis hin zur Moslemischen Familie von Nebenan. Und alles wird unter das gleiche Beziehungsdach gesetzt. Egal worum es geht: “Wir” lassen “denen” zu viel durchgehen. Mantraartig wird dies kraft Suggestion wiederholt. Zwischen den Zeilen findet sich konsequenterweise immer wieder mal eine suggestive Nahelegung wieder, den Islam mit harter Hand zu behandeln[*]. Viele von Broders Argumentationsmustern finden sich massenweise in Leserkommentarbereichen von z.B. Welt-Online wieder – eins zu eins aus der Broderbibel übernommen. Dies geht dort jedoch häufig sowohl mit Radikalbürgerlicher Abendlandrettungshysterie einher, als auch Seite an Seite und in Eintracht mit den Vernichtungsfantasien der real existierenden Nazis. Da ist es auch schwierig, die Darstellung von Sachverhalten etwas zu versachlichen – denn schließlich steht’s in der Bibel, der Broderschen. Wer dem widerspricht, der muss doch von vornherein suspekt sein, sagt der gläubige. Das ist die realpolitische Antwort vox populi auf solch radikalisierte, ideologisierte, kaum unterscheidende “Islamkritik”.
Mal sehen. Wenn ich das Buch zu ende gelesen habe, dann werde ich vielleicht erklären, warum ich am “Tabubrecher” Treitschke erinnert bin. Vielleicht belehrt mich aber der Rest des Buches eines besseren und vielleicht nehme ich auch andere Aussagen zurück. Ich möchte wirklich niemandem zu Unrecht und schon gar nicht zu feste treten. Aber das erste Drittel erzeugte diesen Eindruck bereits.
[*] In einem Punkte gebe ich Broder schon recht – wer hart handelt, muss hart behandelt werden. Wer z.B. Frau Ateş mit Mord droht, oder wer – auf welche Weise auch immer – zum Mord aufruft, der gehört von den Behörden verfolgt und in den Knast abgeschoben – zur Not auch in Abwesenheit angeklagt. Das ist jedoch selbstverständlich. Nach einigen unschönen Mails, die ich erhalten habe, muss ich das wohl dennoch betonen.
Siehe auch:
Henryk M. Broder – “Sind Muslime die Juden von heute?”
Extern:
Die "Kritische Theorie" frisst ihre Kinder – Antisemitismusforscher Wolfgang Benz ist plötzlich selbst ein Antisemit