Mehr Souveränität für Gaza

Ein interessanter Artikel bei HaGalil:

Auch wer nicht zu den Anhängern von Außenminister Avigdor Lieberman gehört, muss zugeben, dass seine Initiative, die europäischen Außenminister zu einem Besuch Gazas einzuladen, ein positiver und kreativer Schritt ist. Sie ist dazu angetan, auch die vollständige Abkoppelung Israels vom Gaza-Streifen zu markieren – einen Prozess, der noch nicht zum Ende gekommen ist, insbesondere wegen des Widerstands des Sicherheitsapparats, der dazu neigt, die Gaza-Frage allein unter dem engen sicherheitspolitischen Blickwinkel zu sehen, und von dem furchtbaren Schaden absieht, den die Blockade Israel einbringt…

Ein paar weitere Auszüge:

[…]Es zeigt sich, dass Israel nach Jahrzehnten der Herrschaft in Gaza – die weder den Aufstieg der Hamas, noch die Aufrüstung und den Schmuggel verhindert hat – sich schwer damit tut, sich von dem Gefühl, der Herr zu sein, zu befreien. Nun könnte ausgerechnet der Außenminister diesen komplizierten Prozess führen, […]: sich von der Herrschaft über und der Verantwortung für Gaza zu befreien.

Nach der Räumung der israelischen Siedlungen fand sich Israel in einer absurden Situation wieder. Es kontrolliert den Küstenstreifen nicht mehr, hat jedoch […] eine Realität geschaffen, die schlimmer nicht sein könnte: Es übt keine Herrschaft aus, wird jedoch als verantwortlich betrachtet.[…]

Wenn der Plan des Außenministers die Unterstützung des Ministerpräsidenten und des Sicherheitsapparats erhält und sich verwirklicht, wird Israel es der Europäischen Union ermöglichen, die Verantwortung für die Entwicklung von Infrastrukturen in Gaza […] zu übernehmen[…]

Der Staat Israel muss sich an die Idee gewöhnen, dass seine Grenze zu Gaza ähnlich der zu Syrien werden wird: Gaza wird Ausland werden.[…]

Diese Idee halte ich sogar für genial, zumal sie exakt das voranbringt, was Gaza-Aktivisten immer wieder fordern. “Free Gaza” bzw. “Israel raus aus Gaza”. Bitteschön. Der Plan umfasst nicht nur die Öffnung der Seeblockade (die EU kümmert sich um Details wie die Kontrolle nach Waffenlieferungen u.ä.) – die EU kann sich zudem um den Aufbau von Meerentsalzungsanlagen und Kraftwerken(Hallo Siemens! Dollars in den Augen?) kümmern, so dass Gaza weitgehend unabhängig wirtschaften kann. Die Gazaner Bevölkerung kann so in Lohn und Brot kommen, während Israel außen vor ist. Genau darum geht schließlich, wenn damals die Besatzung und heute die Blockade kritisiert wird: Israel soll den Gazastreifen links liegen lassen. Guter Plan!

Um ehrlich zu sein: Wäre ich Israeli, hätte ich langsam auch die Schnauze voll von diesem Streifen.


7 responses to “Mehr Souveränität für Gaza

  • khad

    Damit wird nur Gaza von den weiterhin besetzt gehaltenen
    Gebieten abgetrennt und ein einheitlicher halbwegs lebensfähiger Staat verhindert.
    Danke Liebermann, du bist so gut.

    • NDM

      Die sind schon seit Jahren nicht nur geographisch, sondern auch politisch voneinander getrennt. Spätestens die Machtergreifung der Hamas hat dies auf dauer manifestiert – denn abgeben wird sie die Macht nicht mehr. Dann soll sie sie haben, aber nicht unbeteiligte für die Misere verantwortlich machen.

  • khad

    Es hat keine Machtergreifung gegeben, die Hamas wurde rechtmäßig gewählt. Wäre die Hamas nicht in der West-Bank verboten und würden Wahlen stattfinden würde auch hier die Hamas die Wahlen gewinnen.Von daher ist die politische Trennung doch beabsichtigt, aber nicht im palästinensischem Interesse.
    Du scheinst ja gute Informanten bei der Hamas zu haben, dass du so sicher sein kannst, dass die Hamas die Macht nicht wieder abgibt.
    Aber ich kann mir vorstellen das die korrupte PA mit Abbas und Dahlan dir sympathischer ist. Warum wohl?

  • Seewolf

    Das ganze ist natürlich keine schlechte Idee, aber man darf auch nicht vergessen, in was für einem schlechten Zustand Israel Gaza gelassen hat, deswegen braucht Gaza für den Alleingang viel Unterstützung.

    Und völlig frei ist Israel dadurch auch nicht: Denn die Palästinenser werden auch weiterhin ihren Anspruch auf Israel geltend machen, dessen bin ich mir sicher.

    „Um ehrlich zu sein: Wäre ich Israeli, hätte ich langsam auch die Schnauze voll von diesem Streifen.“

    – Hmm, meinst du nicht den Menschen in Gaza geht es genauso?
    Ich weiß nicht, in welche Richtung deine letzte Bemerkung gehen sollte, aber vielleicht magst du mich darüber aufklären?

    • NDM

      Für die Unterstützung des Streifens ist die EU da. Für den Rest reicht der Kommentar: „Wäre ich Israeli, hätte ich langsam auch die Schnauze voll von diesem Streifen.“

      Es geht darum, dieses Territorium vollständig abzustoßen. Die Versorgung des Streifens wird vollständig von Israel abgekoppelt. Das soll die EU übernehmen. Ganz einfach. Was bleibt, ist eine Grenze. Nicht ganz so krass wie zwischen USA und Mexiko, aber immerhin eine Grenze, wie es sie zwischen zwei Staaten gibt, über die ein Staat verfügen kann.

      Gegen den „Anspruch“ auf Israel kann sich Israel natürlich weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden Kräften wehren, wie es jedes andere Land auch macht. Das bleibt unbenommen.

  • Schulz

    raus aus gaza?haben sie vielleicht etwas verpasst?
    israel ist schon längst abgezogen und hat eigene staatsbürger deportiert.was die juden zurückgelassen hatten wurde zerstört.

Hinterlasse einen Kommentar