Kurz angemerkt: “Biodeutscher”

Biodeutsch Dieser Begriff scheint bei einigen Menschen gern zur Begrifflichen Abgrenzung verwendet zu werden. Wenn man diesen Begriff jedoch nach semantischen Gesichtspunkten näher betrachtet, und den Inhalt weiterdenkt, entpuppt er sich nicht einfach als problematisch, sondern als rassistisch.

Es ist ein Kunstbegriff, der den Begriff “Deutsch” zu biologisieren versucht, und ist im Deutschnationalen Lager recht beliebt. Inhalt ist die Unterscheidung zwischen “Blutdeutschen” und “Passdeutschen”, womit impliziert wird, dass “Passdeutsche” nie “echte” Deutsche sein oder werden könnten, selbst bei Totalassimilation. Daher ist dieser Begriff mit integrationsfeindlichem, abgrenzenden Rassismus gefüllt. Kurioserweise wird er sogar in antirassistischen Diskursen gepflegt, wenn vielleicht auch unbewusst. Obacht also! Nicht jeder Begriff, der auf dem ersten Blick griffig klingt, enthält auch ausschließlich das gemeinte.

Richtiger wäre: “Deutscher”. Wahlweise mit oder ohne Migrationsgeschichte oder gar eigener Migrationserfahrung, ruhig auch unter Angabe kultureller Wurzeln.

Gefunden:
Hier zum ersten mal, und hier heute erneut.


11 responses to “Kurz angemerkt: “Biodeutscher”

  • Heiko C.

    Mal ganz davon abgesehen, dass der Begriff auch noch strunzendämlich klingt. „Biodeutscher“ – aus Freilandhaltung, oder was? Nur echt mit deutschen Bioeiern. m( Beknackt.

  • Agent K

    Wer es unbedingt darauf anlegt, der kann in so ziemlich jede Bezeichnung etwas „rassistisches“ hineininterpretieren…. da denke ich an so herrlich politisch korrekte Begriffe wie die „Rotationseuropäer“.

    Manchmal ist es des Guten einfach zuviel, und man sollte die Dinge einfach beim Namen nennen (dürfen).

    • NDM

      „Dinge einfach beim Namen nennen“

      Hab ich ja gemacht. Ich habe die Bedeutung des Begriffs erklärt.

      • Agent K

        Ja, hast du. Aber genügend andere tun das leider nicht, warum auch immer. Vielleicht auch, weil man gleich als Nazi abgekanzelt wird, wenn man im Laden um die Ecke nach Mohrenköpfen sucht?

    • Mane_le

      Du must aber bedenken, dass bestimmte Wörter auch eine Geisteshaltung ausdrücken, sie perpetuieren und suggerieren, ohne, dass man sich dagegen wehren kann. Klar ist es nicht schlecht die Dinge direkt beim Namen zu nennen, dagegen hat ja auch niemand etwas. Man muss aber immer bedenken, dass man in Sprache denkt und die Sprache den Gedanken selbst mitprägt.

      • Agent K

        Sprache kann eine Geisteshaltung transportieren, muss sie aber nicht. Es kommt immer darauf an, was aus einem Begriff gemacht wird. Ist es denn aber anstrebenswert, jeden Begriff solange umzudrehen, bis man auch mit viel Boshaftigkeit nichts Negatives mehr hineininterpretieren kann? Ich glaube nicht, denn 1. wird das nie gelingen, und 2. führt das zur Vergewaltigung der Sprache. Alltagsbeispiele gibt’s reichlich, ich erwähnte bereits den „Rotationseuropäer“.

        • Mane_le

          Es geht auch nicht darum, seltsame techno-neologismen zu schaffen (Rotationseuropäer??). Diesen würde dann sowieso die alte Bedeutung anhaften. Möglichkeiten Die Sprache zu befreien (glaube auch dass das nicht geht, aber eine mögliche Möglichkeit) wären: künstlerische Verfremdung und Umwertung (zB Beuys) oder fragmentarische Sprache.

          Man darf auch nicht vergassen, dass durch wörter bestimmte Mythen transportiert werden: „Biodeutsch“ hat – wie oben schon ausgeführt – die Blut-Abstammung in sich. Dies ist schon daher Quatsch, weil das eine rein historische Bestimmung ist. Durch solche Begriffe wird die Historizität entfernt und eine Natürlichkeit/Gegebenheit der Kategorie suggeriert.

  • Lindworm

    Man kann den Begriff Biodeutsch auch als bewussten Rassismus verwenden um sich selbst und seiner Umgebung den in jedem von uns liegenen Rassismus deutlich zu machen.

    Besonders leicht lassen sich damit Menschen entlarven, die der festen Überzeugung sind sie wären niemals Rassistisch.

  • dirksohler

    Warum muss immer alles so schwer gemacht werden? Deutsch ist, wer seinen Hauptwohnsitz in Deutschland hat.

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