Deutschland rückt kräftig nach rechts

Fremdenfeindlichkeit ist “Mainstream” geworden.

Spiegel-Online schreibt:

Sie würden den Vorwurf weit von sich weisen, doch viele Deutsche haben ausländerfeindliche und chauvinistische Einstellungen. Eine alarmierende Rechtsextremismus-Studie macht klar: Die Radikalen in der Mitte der Gesellschaft sind zum Risiko für die Volksparteien geworden.

Die Studie zeigt, dass Ausländerfeindliche Einstellungen massiv zunehmen. Dem Vorurteil “Ausländer kommen, um den Sozialstaat auszunutzen” stimmen beispielsweise mehr als 30% der Deutschen zu. Ähnliches gilt für andere Aussagen, die eher dem rechtsextremen Diskurs entspringen.

Ca. 60% im Westen und 75% im Osten meinen sogar, dass Muslimen die Religionsausübung stark eingeschränkt werden solle.

Ca. ein Viertel der Deutschen findet, dass es eine starke Partei geben solle, die die “Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert”.

65 Jahre nach dem Nationalsozialismus wünscht sich zudem jeder zehnte einen Führer und für jeden zehnten ist eine Diktatur auch die bessere Staatsform.

Auf das Problem derartiger Einstellungen weist die Studie auch gleich hin:

Argumente (…) haben nur wenig Chancen gegen die Logik des Ressentiments: Erst werden Migrant/innen von den gesellschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten systematisch ausgeschlossen, um ihnen dann die Folgen einer verfehlten Integrationspolitik anzulasten. In beiden Verhaltensweisen kommt dasselbe Ressentiment zum Tragen – und damit zeigen sich die historisch tieferen Wurzeln des kulturalistisch-biologistisch begründeten Rassismus, der in der öffentlichen Auseinandersetzung um Integration gegenwärtig zum Ausdruck kommt.

Hier gibt es die ganze Studie zum nachlesen und schmökern. Es werden viele Facetten des Themenkomplexes sehr ausführlich beschrieben und auch weitere Themen behandelt, zum Beispiel ist eine Auseinandersetzung mit Begriffssdefinitionen zum Rechtsextremismus enthalten. Insgesamt sind es mehr als 150 Seiten. Interessant ist hierbei auch folgende Grafik:

Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland


7 responses to “Deutschland rückt kräftig nach rechts

  • Limited

    Dass ausgerechnet der Spiegel hier zitiert wird, stößt mir etwas auf.

    Gerade die mitunter wenig differenzierte Stellungnahme auf SPON, die inquisitorischen wenig selbstkritischen Kommentare von Broder oder Mohr und die deutlich suggestiven Bildformate zur Berichterstattung lassen mir SPON mehr als Mitspieler erscheinen, denn als unparteiischen Beobachter.

    Eigentich schon fast zynisch und voller Doppelmoral, erst bläst man kräftig ins Feuer und dann beklagt man sich über die Flammen.

  • Salome

    Hm, rechtsextreme Einstellungen bei ALLEN diese Probanden ?

    Es kommt derzeit offen zutage, dass es hier u.a. einen muslimischen Rassismus gegen alles was anders ist, gibt.

    Mglw. wird die Abscheu davor auch als rechtsextrem eingestuft ? Finde ich nämlich unwahrscheinlich, dass ein großteil der gesamten Bevölkerung verkappte Nazis sind.

    • NDM

      Finde ich nämlich unwahrscheinlich, dass ein großteil der gesamten Bevölkerung verkappte Nazis sind.

      Sehe ich ehrlich gesagt etwas anders. Könnte ich noch ausformulieren, aber dazu hab ich grad keine Zeit. 🙂

  • Gast

    Oh, jetzt wollte ich einen Kommentar schreiben, und da sehe ich, dass schon jemand ähnliche Fragen hatte. Kann mir jemand die Linie des „Spiegel“ erklären. Anheizen, anheizen, anheizen, und dann zur Mäßigung mahnen? Im Internet gibt es Videos, die Zeigen, wie der Spiegel sich aus Material, das eigentlich etwas ganz anderes sagt, seine Stories zusammenbastelt. Das ist kein Unterschied mehr zur BILD.

  • InitiativGruppe

    Ich finde die Erklärung ganz einfach: Geld verdienen. Markt-Opportunismus.

    In einer Buchhandlung liegen die Bücher von Sarrazin und Kelek neben denen von Schiffauer, Bade und Sokolowsky. Nur halt mehr von den ersteren. Das sagt nichts darüber aus, ob der Besitzer bzw. Manager der Bundhandlung den einen oder den anderen für richtig hält.

    Der Spiegel versteht sein Metier als Operation auf dem Markt. Wahrheit, Fairness, Verantwortungsbewusstsein sind auf dem Markt nur insofern und insoweit Werte, wie sie Geld bringen. Verlangen die Kunden nach der Lüge, verkauft man ihnen die Lüge. Ohne schlechtes Gewissen.

    Es liegt also am Publikum, würde der Spiegel sagen, und das Publikum kriegt, was es will.

    Könnte eine tiefer gehende Agenda dahinterstecken? – Etwa das Ziel, die Sphäre der Öffentlichkeit bewusst zu vergiften, um … na ja, um die Manipulationsmöglichkeiten derer da oben zu erweitern? Schließlich wäre es unangenehm, wenn Leute wie „limited“. „kruppzeuch“ oder „Initiativgruppe“ die Mehrheit bilden würden. Die fragen ständig kritisch nach und unterwerfen sich nicht gläubig genug der „Alternativlosigkeit“ der Entscheidungen, die von oben postuliert werden.

    Den Medien, und spiegel online im Besonderen, liegt die Skandalisierung, die Personalisierung, die Verwirrung der Geister, das heiße Ressentiment am Herzen, weil man damit mehr Geld verdient und weil man damit indirekt auch die Reichweite und Intensität der Manipulation steigert.

    Trotzdem finde ich, liegt der Fehler hauptsächlich bei uns (als Kollektiv). WIR LASSEN UNS zu gern und bereitwillig in diese Richtung manipulieren. Wir kriegen, was wir verdienen, und verdienen, was wir kriegen.

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